Der Messestand sah schon im Vorentwurf die Integration von bisher im Messebau oft vernachlässigten Eigenschaften vor:
- industrielle Fertigung der Bogen- und Segelelemente,
- genormte Montage-Punkte und die Integration von Daten-, Strom- und Steuerleitungen,
- ein Corporate-Design Konzept,
- die Einbindung neuer Marketing-Elemente wie VR-Techniken,
- Grundrissalternativen für Flächen zwischen 16 und 1000 qm,
- hohe Standortflexibilität bis hin zum Ausseneinsatz
Wichtige Entwurfsparameter, auch über den ersten Messe-Einsatz hinaus, wurden in einer 24-seitigen Broschüre publiziert und standen dem Unternehmen in ausreichender Anzahl zur Verfügung. So konnten alle Beteiligten unabhängig von einer oder mehreren Präsentationen die Details und Möglichkeiten des Konzeptes kennenlernen und überprüfen.
Aus dem Entwurfsprospekt:
Der Messestand basiert auf der freien Kombination von bogenförmigen Trägern und dazwischen montierten, gewölbten Elementen. Diese 'Segel' lassen sich mit den Trägern in unterschiedlicher Länge und an nahezu beliebiger Stelle aufbauen. Die Konstruktion bildet alternativ lineare, bogenförmige oder runde Anordnungen. Je nach Lage variieren die Tafeln mit verschiedener Höhe, eröffnen Blicke, zeigen Wege und leiten so den Besucher über den Stand - entlang der Exponate, Aktionsforen, Infostände, Videopräsentationen, bis zum Aufgang ins Obergeschoss, wo sich Cafeteria, Küche, Besprechungs- und Büroräume befinden. Von hier hat man einen Blick über das gesamte Standgeschehen.
Die Segel als Hauptelement erfüllen auf dem Messestand - wie auch im späteren Einsatz - mehrere Aufgaben: Durch ihre Anordnung am Kopf der Stützen sind sie schon aus grosser Entfernung zu erkennen. Ihre glatte Oberfläche ermöglicht die Projektion von Licht und Farbe und so zeigt sich ein stetig wandelndes Bild. Während die Höhe der Segel aus der Ferne betrachtet Aufmerksamkeit bewirkt, kommt der Besucher in der Nähe der Segel in Versuchung, unter ihnen hindurchzugehen, vielleicht sogar dort, wo es nur knapp möglich ist - so findet jeder seine Weise, den Stand zu betreten und sich lenken zu lassen.
Genormte Konstruktionspunkte können unabhängig von der Neigung der Träger (Bögen) alle Elemente - wie Tafeln, Tische (einseitig wie beidseitig), Sitzgelegenheiten usw. - aufnehmen. Im höheren Bereich der Bögen sind Konstruktionspunkte für die Grundbeleuchtung, Spot-Beleuchtung und Video-/Licht-Projektoren vorhanden. Für alle Elemente erfolgt die Zuführung der Medien (Strom, Daten usw.) im Inneren der Träger.
Die variable Neigung ermöglicht unterschiedliche Winkel für Bild-Präsentationen, Werbeaufdrucke oder als raumbildendes Element.
Mit einem auf nahezu 360° geschlossenen Raum, aus weitgehend geschlossenen Segeln gebildet, können die Vorteile von Virtual-Reality-Marketing in das bestehende Raumkonzept integriert werden. Die Installation der technischen Ausstattung für interaktive Produktpräsentation oder für eine Spiel-Attraktion ist am Kopf der Bügel möglich.
Die Konzeption und Planung des Messestand-Systems erfolgt in einer digitalen Prozesskette, die jederzeit Daten für andere Marketing-Wege zur Verfügung stellt. So können Projekte wie virtuelle Showrooms im Internet in Anlehnung an konventionelle Messekonzepte verfolgt werden.
Mit Beginn der Ausführungsplanung im November 1998 installierte Halbfas Applied Research die Plattform für die vollständig internetbasierte Realisierung. Der Server mit 800MB Speicherkapazität übernahm dabei folgende Aufgaben:
- eine durch benutzerspezifische Passwörter geschützte und verwaltete Datenbank,
- die Protokollierung von Gesprächsnotizen, Korrespondenz und Downloads,
- Verwaltung unterschiedlicher Leserechte für das Planungsteam und ausführende Firmen,
- Einblicke für alle Beteiligten in Details des Gesamtprojektes,
- Freigabe und volle Verfügbarkeit aller Planunterlagen und Daten unmittelbar nach Fertigstellung.
Dazu gliederte die HTML-basierte Oberfläche das Gesamtprojekt in:
- Planungsgruppen der einzelnen Komponenten mit entsprechenden Download-Zonen,
- Bereiche von allgemeiner Wichtigkeit (z.B. Farb- und Materialrichtlinien, Grundrisse,...)
- weitere tagesaktuelle Dokumente z.B. zu Ansprechpartnern und deren Email-Adressen mit aktueller Online-Terminkoordination,
- ein Archiv.
Über einen Index war die schnelle Suche und der direkte Zugriff auf über 100 HTML-Dokumente, die über eine standardisierte Maske publiziert wurden, möglich. Jede Seite war als Kapitel eines Gesamtwerkes erkennbar und ermöglichte so die Einordnung in den gesamten Bestand, wie den schnellen Wechsel zu weiteren Dokumenten. Auf anonymisierte Masken wurde zugunsten einer übersichtlichen Struktur verzichtet, die unterschiedlichen Zugangsrechte waren über das Login geregelt und wurden für jedes angeforderte Dokument individuell und automatisch überprüft.
Im Rückblick schildert Ansgar Halbfas seine Erfahrungen:
Durch die Kooperation mit dem Fachbereich Architektur der Universität Stuttgart, Prof. Constantin Boytscheff, konnten wir die über eine Standleitung jederzeit zugängliche Planungsdatenbank realisieren. Alle am Bau beteiligten Firmen aus dem Bundesgebiet, den Niederlanden, Belgien und Frankreich verfügten über Email, moderne Browser und FTP-Programme. Zum Teil waren sie - als Lieferant von Unternehmen im Fahrzeugbau - genormten Datentransfer gewohnt, zum grösseren Teil war es für sie der Einstieg in die modernen Kommunikationsmittel als Planungswerkzeug, was zu einer gesteigerten Bindung und Verantwortlichkeit für das Gesamtprojekt führte. Der Einblick in benachbarte oder auch vom eigenen Produkt unabhängige Details erhöhte die Motivation, im Interesse einer übergreifenden Zusammenarbeit zu denken und zu planen.
Für Besprechungen beim Bauherrn oder ausführenden Firmen standen mir alle Unterlagen, unabhängig von der Tagesordnung, ohne Einschränkung zur Verfügung. Die Schnelligkeit und Verlässlichkeit traditioneller Email-Sendungen wurde durch ein detailliertes Download-Protokoll erweitert, das jede Datenbewegung benutzerbezogen festhielt. So war die genaue Kontrolle möglich, welcher Benutzer zu welcher Uhrzeit welche Information oder Datei angefragt bzw. heruntergeladen hatte.
Für den Datenaustausch wurden Formate wie IGES (für 3D-Produktionsdaten), DXF (für 2D-Produktionsdaten) und PostScript (für Plan- und Text-Daten) verwendet.
Wie schon bei früheren Projekten bewährten sich 1:1 Ausdrucke für die Qualitätskontrolle und 1:1 Projektionen einzelner Bauteile im sehr schnellen Entwurfs- und Produktions-Ablauf. Das Gesamt-Layout des 3D-Segel-Zuschnitts wurde mit VR-Techniken entworfen und überprüft.
Probleme dieser 'offenen' Planung ergeben sich analog den Vorteilen zum Beispiel durch eine starke Präsenz des Bauherren und entsprechend gesteigerte Einflussnahme. Auch hier bedarf der Umgang mit grösserer Offenheit der Erfahrung und Weiterentwicklung.
Sofern nicht der Wettbewerb unzulässig verzerrt wird, befürworte ich eine sehr offene Datenstruktur, die von uns bei zukünftigen Projekten weiter intensiviert wird.
Entwurf: Halbfas, Kretschmer, Scheibenzuber, Schmidt
Realisation: Halbfas Applied Research, Intraplan
Für dieses Projekt bieten wir Unterstützung und Archivdienste an. Auf Anfrage stehen weitere Dokumente zur Verfügung.
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